Ralf Werner
Die Raumskulpturen von Ralf Werner behandeln elementare Fragen der Perspektive. Ausgehend von der jeweiligen Ausstellungssituation entstehen skulpturale Interventionen, die an der vorgefundenen Architektur orientiert sind. Dabei werden einzelne Merkmale des Raumes – Wandverkleidungen, Deckenstrukturen oder Fensterfronten – von Grund auf rekonstruiert und dann verschoben, vorgeblendet, gespiegelt oder gedreht. Auf diese Weise erzielt der Künstler eine fundamentale Verwandlung der Situation, die sich als materialisierte »Raumbewegung« beschreiben lässt. Denn ebenso wie seine Raumskulpturen zur Klärung spezifischer räumlicher Eigenschaften beitragen, behaupten sie sich als freie Setzungen, nämlich als Verkörperung einer fiktiven Vorstellung, etwa eines Schwenks oder einer Rotation.
Neben In-Situ-Arbeiten für Innen- und Außenräume – darunter die »Pagode« in Heidenheim – hat Ralf Werner außerdem eine Reihe von autonomen Wand- und Bodenarbeiten geschaffen, die wiederum perspektivische Verschiebungen zum Thema haben. Hier befasst er sich vor allem mit der Baukunst der Internationalen Moderne, so etwa in einer Gruppe von Skulpturen mit dem Titel »Oskolok«, die sich auf die sechseckigen Fenster des 1927 in Moskau errichteten Wohn- und Atelierhauses von Konstantin Melnikov bezieht. Deren prägnante Bauformen werden in geometrische Konstruktionen aus Holz und Glas verwandelt, um in einen offenen Dialog mit der jeweiligen Raumsituation zu treten.
Seit 2013 arbeitet der Künstler außerdem an »brise-soleil«, einer fortlaufende Werkreihe fotografischer Collagen, denen überwiegend schwarz-weiße Aufnahmen aus Architekturbüchern der 1950er und 1960er Jahre zu Grunde liegen. Bearbeitet werden diese Vorlagen mittels einer perspektivischen Facettierung – gerade so, als blicke man durch ein Kaleidoskop auf die Gebäudedetails.
VITA
1969
geboren in Düsseldorf
1992-99
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, Meisterschüler bei Prof. Magdalena Jetelová
1995
Reisestipendium der Kunstakademie Düsseldorf
1996-99
Studienstiftung des deutschen Volkes
1997
Cité Internationale des Arts, Paris
1999
Kunststiftung Baden-Württemberg
2000
Arbeitsstipendium der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, Schloss Ringenberg
2001
Deutsches Studienzentrum Venedig
Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf
2003
Förderpreis für Bildende Kunst des Landes Nordrhein-Westfalen
seit 2009
Professor für Bildnerische Grundlagen an der HBK Saar, Saarbrücken
lebt und arbeitet in Düsseldorf
EINZELAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
2018
VON HIER / NACH DORT, Busbahnhof Saarbrücken (permamente Installation)
2016
Fragment, Rasche Ripken, Berlin (mit Christine Erhard)
Epitaxie, Projektraum Bove, Düsseldorf
2015
Carte blanche, Kunstraum Düsseldorf (mit Eva Berendes)
Oskolok, Galerie Sebastianskapelle, Ulm
Textum, Q18, Quartier am Hafen, Köln (mit Frank Weidenbach)
2011
Raum für vollendete Tatsachen, Düsseldorf (mit Jonas Maas)
2006
gut garkau dazzle, ortart, Nürnberg (mit Christine Erhard)
2004
Reichsabtei Kornelimünster (mit Tatjana Doll)
2003
Raumskulpturen, Museum Schloss Hardenberg, Velbert
2002
Kunstverein Aichach
2001
loop, Galerie Stefan Rasche, Münster
Kunstraum Düsseldorf (mit Aurelia Mihai)
2000
pop up, Kunstverein Grafschaft Bentheim, Neuenhaus
1999
Panorama, Kunstverein Gelsenkirchen
Galerie Thomas Taubert, Düsseldorf
1996
Ein anderer Raum, Kunstverein Eislingen
1994
Galerie Stefan Rasche, Münster
GRUPPENAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
2022
DIE GROSSE 2022, Kunstpalast Düsseldorf
2021
Zwischen Modell und Museum, Friedrich-Wolf-Theater, Eisenhüttenstadt
2019
d – polytop. Kunst aus Düsseldorf, Kunsthalle Düsseldorf
2018
Full House – 10 Jahre, Rasche Ripken, Berlin
DIE GROSSE 2018, Kunstpalast Düsseldorf
2015
Neubau, Rasche Ripken, Berlin
2013
brise soleil, estemp, Sao Paulo
Landeskunstausstellung, Moderne Galerie, Saarbrücken
2008
1:X (Raum/Modell), Rasche Ripken, Berlin
Paradoxien des Öffentlichen, Lehmbruck Museum, Duisburg
2007
maniera, Galerie Stefan Rasche, Münster
Werk 07, Bildhauersymposium, Kunstmuseum Heidenheim und Außenraum
2006
façade, Arti et Amicitiae, Amsterdam
form follows fiction, estemp, Düsseldorf
somewhere else, Kunstverein Göppingen
2002
Schwarzwaldhochstraße, Kunsthalle Baden-Baden
2001
points of view, Künstlerhaus Dortmund
junger westen, Kunsthalle Recklinghausen
2000
Stipendiaten 1999, Kunststiftung Baden-Württemberg (Wanderausstellung)
1998
Tokyo-Düsseldorf, Kunstraum Düsseldorf
East International, Norwich Gallery
Düsseldorf Artists‘ Archive, High Street Project Gallery, Christchurch
1997
Klasse Jetelová, National University of Fine Arts, Tokyo