Astrid Brandt


Arbeiten von Astrid Brandt (1963-2019) waren erstmals 2015 in der Galerie zu sehen, in einer umfangreichen, retrospektiv angelegten Einzelausstellung, mit der es ein zeichnerisches Ausnahmewerk zu entdecken galt. Denn seit ihrem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig hat die Künstlerin pro Jahr selten mehr als drei bis vier Bleistift-Zeichnungen gefertigt, die von größter Präzision und atmosphärischer Dichte gekennzeichnet sind.

Als Thema dienten ihr einerseits menschenleere Interieurs und andererseits Gegenstände des täglichen Gebrauchs, darunter vor allem Büroartikel und Schreibwaren, die sie wie auf einer Bildbühne zu Stillleben arrangiert hat. Solche und andere Motive setzte sie in klein- bis mittelformatige Zeichnungen um, denen langwierige Findungsprozesse vorausgingen. Diese galten nicht nur der Wahl der Bildgegenstände, sondern auch der räumlichen Inszenierung, die für ihre Kompositionen stets eine große Rolle spielt – und den scheinbar vertrauten Dingen ein mitunter befremdliches Eigenleben verleiht.

Demzufolge sind ihre Zeichnungen nicht realistisch im herkömmlichen Sinne, sondern werden von einer suggestiven Überschärfe beherrscht, was den Kunstwissenschaftler Andreas Bee dazu veranlasst hat, von zeichnerischen »Hypnoseversuchen« zu sprechen.

Im Frühjahr 2020 zeigte die Galerie eine Ausstellung in Gedenken an die Künstlerin und ihr einzigartiges Werk mit ausgewählten Zeichnungen aus dem Nachlass.

 


 


VITA
 

1963 Bremen – 2019 Wilhelmshaven

1982-89
Studium an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Prof. Malte Sartorius und Prof. Lienhard von Monkiewitsch

1998
Förderpreis des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur

1999
Kunstpreis der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken

2005
Imre-Folkerts-Preis für Bildende Kunst

2005-10
Lehrauftrag im Fach Zeichnen an der Hochschule der Künste Bremen

 

EINZELAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

2015
homesome, Rasche Ripken, Berlin
shortcut, Allgemeiner Konsumverein, Braunschweig

2014
Ruhezone, Kunstverein Wolfenbüttel

2013
inwendig auswärts, Städtische Galerie Delmenhorst

2012
Schaufenster, Kunsthalle Wilhelmshaven

 

GRUPPENAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

2021
Stadt der Zeichnung, Kunstverein Speyer

2020
Interieur, Rasche Ripken, Berlin

2018
Licht im Oktober, Fliegende Bauten, Berlin
Full House – 10 Jahre, Rasche Ripken, Berlin

2017
Immanence – Contemporary Notes on the History of European Realisme, Pictura, Groningen

2016
Neue Sachlichkeit, Artdocks, Bremen

2015  
Interieur – Fremdes in vertrauten Räumen, Schloss Agathenburg bei Stade

2014
9. Niedersächsische Grafik-Triennale, Kunstkreis Holzminden

2012
Ausstellung zum Paula-Modersohn-Becker-Kunstpreis, Große Kunstschau, Worpswede

2010
Feest der herkenning! Internationaal realisme, Kunsthalle Rotterdam
Realismus – das Abenteuer der Wirklichkeit, Kunsthalle Emden, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München
Innenaußen, 4. Biennale der Zeichnung, Kunstverein Eislingen

2007
Ausstellung zum Gabriele-Münter-Preis, Martin-Gropius-Bau, Berlin, Frauenmuseum, Bonn

2005
Stille Räume, Galerie Streitenfeld, Oberursel

2004
Galerie der Niedersächsischen Lottostiftung, Kubus Hannover

2001
Visionen des Wirklichen, Städtische Galerie im Park, Viersen

2000
Große Kunstausstellung, Haus der Kunst, München

1999
13. Nationale der Zeichnung, Augsburg
Kunstpreis der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, Sprengel Museum Hannover

1997
Kunstpreis Junger Westen, Kunsthalle Recklinghausen

1996
zeichnen, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

1993
Junge Kunst der 90er, Niedersächsische Landesvertretung Bonn, Haus am Kleistpark, Berlin, Kampnagel Fabrik, Hamburg, École des Beaux Arts, Rouen