Martin Brüger
Martin Brüger arbeitet mit alltäglichen Gegenständen sowie mit fotografischen Aufnahmen von Innen- und Außenräumen, die er stets einer präzisen Manipulation unterzieht. Dabei geht es ihm um einen Kurzschluss von Hoch- und Massenkultur, eine Gratwanderung zwischen Wiedererkennung und konstruktiver Verunsicherung, die einem plastischen Denken folgt und strengen formalen Kriterien gehorcht.
Beispielhaft dafür stehen seine Fotografien von Büro- und Lagerhäusern, aus denen der Künstler bestimmte Partien herausschneidet, um sie wie bei einer Hinterglasmalerei durch weiße Acrylfarbe zu ersetzen. Die dadurch sich ergebenden »Blindflächen« verwandeln die Fassaden in ein geometrisches Ornament, ohne aber die Lesbarkeit der Architekturen gänzlich in Frage zu stellen.
Eine weitere Werkgruppe bilden seine Geräteobjekte: Nach den minimalistisch gerahmten Kühlschranktüren widmet er sich hier elektrischen Kleingeräten, darunter Plattenspielern und Joghurtmaschinen. Diese werden in ihre Einzelteile zerlegt und einem neuen Bauplan unterworfen, indem Martin Brüger hochglanzlackierte Versatzstücke aus MDF anfertigt, die passgenau an die Stelle der ursprünglichen Komponenten treten. Was somit entsteht, sind scheinfunktionale, weithin abstrahierte Farbplastiken, die auf dem schmalen Grat von industriell gefertigtem Gebrauchsgegenstand und autonomer Skulptur angesiedelt sind.
Eine solche Verwandlung bestimmt schließlich auch seine großen Rauminstallationen aus alltäglichen Möbelstücken oder architektonischen Elementen, die Martin Brüger wiederum neuen, eigensinnigen Ordnungen unterwirft – so in seiner Arbeit für die Kunsthalle Darmstadt 2016, für die er einen alten, ausgemusterten Pavillon der örtlichen Verkehrsbetriebe im Innenraum dekonstruiert hat.
VITA
1965
geboren in Amorbach / Odenwald
1988-94
Studium an der Kunsthochschule Kassel
1994
Otto-Braun-Abschlussstipendium für das Kunststudium
1995-97
Charlotte-Prinz-Stipendium der Stadt Darmstadt
1998-99
Arbeitsstipendium der Hessischen Kultur GmbH
2000-01
Lehrauftrag an der Kunsthochschule Kassel
2004
H.W. & J. Hector Kunstpreis (2. Preis), Kunsthalle Mannheim
2007-08
Projektstipendium Kunsthaus Kloster Gravenhorst
2009
Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds
2010
EVO-Kunstpreis, Offenbach
2010-11
Gastprofessur an der Kunsthochschule Kassel
2013-14
Lehrauftrag an der Kunsthochschule Mainz
lebt und arbeitet in Darmstadt
EINZELAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
2022
Auf schwankendem Boden, Kunstmuseum Bonn
2017
Stop and go, Rasche Ripken, Berlin
2015
Meta Objects, Galerie Hanfweihnacht, Frankfurt/M.
Geräte, SPAM Contemporary, Düsseldorf
2013
turbo, Rasche Ripken, Berlin
Reality Cuts, Galerie Hanfweihnacht, Frankfurt/M.
2012
Erwartung und Kurzschluss, Mannheimer Kunstverein, Mannheim
2011
Auf schwankendem Boden, Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt
Mehr und weniger, Galerie Marietta Haas, Ingolstadt
2010
Come In, Kunstverein Bochum (Außeninstallation)
Undinge, Galerie im Turm, EVO, Offenbach
Antinorm, Rasche Ripken, Berlin
2009
B-Waren, Kunstverein Ingolstadt
Auf schwankendem Boden, Kunstverein Grafschaft Bentheim, Neuenhaus
2008
copy & paste, Kunsthaus Kloster Gravenhorst, Hörstel
Galerie Schütte, Essen
2006
frameworks, Galerie Stefan Rasche, Münster
2005
extensions, Galerie der Stadt Bachnang
Galerie Schütte, Essen
2004
dropped furnishings, Kunstverein Bochum
2003
Galerie Stefan Rasche, Münster
2002
Heidelberger Kunstverein, Heidelberg
2001
Rundblick auf 264,5 Meter 19. Jahrhundert, Neue Galerie,
Staatliche Museen Kassel
2000
extended views, Galerie Stefan Rasche, Münster
1999
Kunstverein Freiburg
Kunstverein Schwerte
GRUPPENAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
2019
Auf Kollision, Kunstverein Ingolstadt
Vor der Kunst. Bilder einer Ausstellung, Galerie Netuschil, Darmstadt
2018
Ausstellung zum 5. André-Evert-Preis, Kunsthalle Messmer, Riegel
Artisten – Hugo Koch zu Ehren, Galerie Januar, Bochum
Full House – 10 Jahre, Rasche Ripken, Berlin
2016
Schnitt Schnitt, Kunsthalle Darmstadt
2013
In situ, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
Chancen und Risiken, Galerie Hanfweihnacht, Frankfurt/M.
2012
bis hier ... 50 Jahre Kunstverein Bochum, Museum Bochum
Eine Türklingel, die macht mir nichts, dir nichts ding-dong, Kunstverein Aschaffenburg
Blindheit des Sehens, Städtische Galerie Bad Nauheim
ein blick, Bilder aus der Sammlung Schütte, Kunstraum der Scheidt´schen Hallen, Essen
2011
Vielfach verortet, Museum Künstlerkolonie, Darmstadt
2010
Kunst + Leben, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
Blindheit des Sehens, Frankfurter Kunstblock, Frankfurt/M.
2009
Bilder gesellschaftlichen Wandels, Galerie der Schader-Stiftung, Darmstadt
Hessendesign, Designhaus Darmstadt
Schreiben mit Licht, Galerie Schütte, Essen
2008
1:X (Raum // Modell), Rasche Ripken, Berlin
2007
countdown, Galerie Stefan Rasche, Münster
2006
(de)zentral, Neuer Kunstverein Gießen
Mathilda is calling, Institut Mathildenhöhe, Darmstadt
2005
Lohn der Arbeit, Museum Alte Post, Mülheim a.d. Ruhr
Neue Heimat 2, Galerie Stefan Rasche, Münster
2004
Hector Kunstpreis, Kunsthalle Mannheim
True Lies, Museum Franz Gertsch, Burgdorf, Kallmann-Museum, Ismaningen
2003
Flüchtige Verfestigung, Hessischer Rundfunk, Frankfurt/M.
2002
Neubau II, Galerie Stefan Rasche, Münster
2001
Märkisches Stipendium 2002, Städtische Galerie Lüdenscheid
Hausarbeiten – der Alltag daheim, Städtische Galerie Nordhorn
2000
Das Material des Bildhauers – Der Ort, Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden
Back to Kassel, Kasseler Kunstverein
Ausstellung zum Saar-Ferngas-Förderpreis, Pfalzgalerie Kaiserslautern
1999
Korrespondenzen, Kunsthalle Darmstadt